Otto Mielach                              Willkommen

1818 - ?                                                            bei der Geburt eines neuen Enkels der verwittweten

Frau Königin Karoline von Bayern

 

Willkommen Fremdling hier, aus Edens Räumen

Als Engel zu der Zähren Thal entflogen,

Her von der Freude Zauberkraft gezogen!

Heil Dir, und schlumm’re unter Blüthenkeimen,

 

Der Kindheit Morgenträume sanft zu träumen,

Bis einstens zum azurnen Aetherbogen

Dein Geist sich streckt in edlen Thatenwogen

Und Sonnen neuen Glücks die Welt umsäumen!

 

Wie Vaterlieb’ und Lust auf Dich zu schauen,

Die Mutter Stolz und Hoffnung süß durchbeben;

So möge sich mit liebendem Vertrauen

 

Einst froh zu Dir der Völker Blick erheben,

Ihr Dank dann jene Wiege Dir bethauen,

Aus der zum bessern Seyn wir still entschweben!

 

 

 

 

Otto Mielach                              Hoffnung

1818 - ?                                                           

Die guten Götter zogen von der Erde

Und schwebten auf zu Zeuz geweihten Hallen.

Nicht wollte Fides mehr hienieden wallen.

Auch Sophrosyne mied der Menschen Herde.

 

Die Grazien floh’n mit trauernder Geberde,

Beklaget von des Haines Nachtigallen.

Nur Mars verweilend ließ sein Horn erschallen.

Die Flur zertritt der Hufschlag seiner Pferde.

 

In Unglück haben wir seitdem geschmachtet

Und schmachten noch. Doch du bist und geblieben,

O süße Hoffnung! Du erhältst uns Arme.

 

Und wenn der Mensch den Göttern Opfer schlachtet,

Dann soll er opfern dir zuerst, der lieben,

Der holden Trösterin in unserm Harme!